Wort zum Tag – 23.08.2024
23. August 2024
Was zur Wahl steht
Unübersehbar hängen sie in den Städten und Dörfern, die Wahlplakate. Wir sehen Menschen auf diesen Plakaten, lesen Aufforderungen und nehmen kurze Schlagworte wahr. Am Sonntag in einer Woche ist die Landtagswahl. Spätestens jetzt ist es Zeit, sich mit den Personen und Programmen zu beschäftigen, die zur Wahl stehen.
An manchen Kirchen und kirchlichen Gebäuden hängen die Plakate der Initiative „Für alle. Mit Herz und Verstand“. Die Kirchen in Sachsen haben diese Initiative mit Blick auf die Wahlen dieses Jahres ins Leben gerufen. Auch hier gibt es drei Schlagworte: Menschenwürde – Nächstenliebe – Zusammenhalt. Und dazu die Aufforderung: wählt!
Jemand sagte, dass er mit dieser Initiative nicht viel anfangen könne. Denn Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt stünden nicht zur Wahl. Auf den ersten Blick stimmt das. Zur Wahl stehen Parteien und Personen: etablierte und neue, seriöse und merkwürdige. Dennoch halte ich den Ansatz der Initiative für gelungen. Sie ruft uns ins Gedächtnis, dass es bei unserer Wahlentscheidung auch – oder besser: vor allem – auf unser Gewissen ankommt. Gewohnheiten und Stimmungen spielen bei unserer Wahl sicher eine Rolle, aber vor der Wahl sollten wir dazu unser Gewissen befragen. Trägt meine Wahlentscheidung dazu bei, dass diese wichtigen Grundwerte – Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt – beachtet und befördert werden? Ich gebe zu, dass das keine leichte Frage für uns ist, auf die jeder eine schnelle Antwort finden wird. Aber es hat auch niemand gesagt, dass die Demokratie eine leichte Sache sei. Sie ist wertvoll, aber anstrengend. Auch bei der Gewissensfrage vor einer Wahl.
Jesus sagt in der Bergpredigt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten“ (Mt 7,12). Wer das im Glauben beherzigt und weiterdenkt, landet bei den Werten Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt. Jesus sagt auch, dass es kein leichter Weg ist, konsequent danach zu handeln. Aber es ist der Weg, der zum Leben führt. Für alle.
Jochen Kinder, Superintendent im Kirchenbezirk Leipziger Land