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Wort zum Tag – 08.11.2024


8. November 2024

Was mich bewegt, was mich hält

Der Spätherbst ist kirchlich eine sehr dichte Zeit: Der Reformationstag erinnert daran, dass die Kirche sich in dieser Welt nie zurücklehnen darf, sondern dass sie sich gerade angesichts neuer Herausforderungen immer wieder auf das zurückbesinnen muss, weshalb es sie überhaupt gibt. Sie soll in dieser harten oft gnadenlosen Welt Gottes Angebot und Einladung bekanntmachen: Gott liebt jeden Menschen unabhängig von seiner Leistung. 

Allerheiligen macht uns deutlich, dass wir Christen, die wir uns oft als eine Minderheit und Randgruppe – manchmal sogar als die letzten Mohikaner empfinden, nicht allein sind. Überall auf der Welt hat Gott seine Leute. Auch die, die vor uns lebten und heute in den himmlischen Chören oder Bands Musik machen, gehören wie wir dazu. Kirche ist eine raum- und zeitübergreifende Größe. Am 11. November wird an den Heiligen Martin erinnert, der damit berühmt wurde, dass er im Winter mit einem Bettler seine Kleidung teilte.

Vielerorts finden Friedensgebete – Friedensdekaden statt.  Bald ist Ewigkeits- oder Totensonntag und eine Woche darauf beginnt unser Kirchenjahr mit dem 1. Adventssonntag neu.

An diesem Wochenende wird die Vergänglichkeit der Welt mit der Hoffnung auf die Ewigkeit ins Verhältnis gesetzt.  Alles Irdische vergeht: Häuser, Autos und Maschinen, wir mit allem, was wir haben, ja sogar die hohen Berggipfel und die Erde sind ihrem Wesen nach endlich und vergänglich. Welche Konsequenz hat diese Erkenntnis? Jesus hat immer wieder zur Ewigkeit, die er als ein Fest einerseits und als Zuhause andererseits beschreibt, eingeladen.

Die Welt und das, was sie ausmacht, vergeht – das Reich Gottes kommt und besteht.  Gleichzeitig wird davor gewarnt, ausrechnen zu wollen, wann es kommen soll und wann die Welt untergeht und keinesfalls soll man diesen Untergang herbeisehnen.

Manchmal erleben wir kleine oder größere Weltuntergänge. Sie können privater, sozialer finanzieller, gesundheitlicher oder politischer Natur sein, aber auch Wetterereignisse können sich wie Weltuntergänge anfühlen. Wir Christen dürfen mit vernünftigem Handeln (oft auch durch das Leben nach Gottes Regeln) versuchen, gegenzusteuern und die Welt stabilisieren oder zum Guten zu verändern. Jedoch retten können wir die Welt letztlich nicht.  Aus alledem folgt, dass Christen mitten in den Untergängen immer noch die feste Hoffnung auf die Ewigkeit behalten. Ewigkeitshoffnung ist also keine Weltflucht. Sie ist der feste Punkt, an dem wir ankern können, wenn alles andere wegbrechen sollte. (Für mich ist diese Hoffnung so etwas wie der feste Punkt, den Archimedes sich wünschte: “Gebt mir einen festen Punkt im All und ich hebe die Welt aus den Angeln!”) Diese Ewigkeitshoffnung ist keine allgemeine Annahme, auch kein Naturgesetz, sie ist konkretes Angebot des vom Tode auferstandenen Jesus Christus. Er lädt mich ein, mit ihm zu leben und durch ihn die Ewigkeit geschenkt zu bekommen. Ja, Vieles in dieser Welt macht mir Angst: Vieles in Politik, in Wirtschaft, in der Natur, die Prognosen zur Biodiversität und zum Klima, die Geburtenzahlen . . .  .  Vieles zerfällt, deshalb will ich mein Leben nicht auf diese Welt bauen, sondern auf Jesus Christus und ihm nachfolgen als Kind des Friedens.

Pfarrer Markus Helbig, Kirchspiel Geithainer Land