ORIENTIERUNG

Ich spüre in unserem Lande eine gravierende Verunsicherung. Daher gewinnt immer mehr die Meinungsmehrheit an Bedeutung. Was viele sagen, schein richtig zu sein. Was vehement und häufig genug geäußert wird, wird als zutreffend wahrgenommen. Die Intension ist wichtiger als die Wahrhaftigkeit.

Woran kann ich mich noch orientieren?

In der Geschichte der Kirche gibt es die wunderbare Tradition der Heiligenverehrung. Leider ist sie in der evangelischen Kirche weitgehend verlorengegangen. Nur der heilige Nikolaus von Myra hat sich im evangelischen Umfeld behauptet. Er lebte im 4.Jh. n.C. im Südwesten der heutigen Türkei. Eine Vielzahl von Legenden erzählt, wie Nikolaus Menschen in ihrer Not unerkannt geholfen hat. Bis heute schieben wir uns gegenseitig etwas in die Schuhe. Nikolaus beabsichtigte ausschließlich, Bedürftigen und Kranken zu helfen. Auch heute gibt es Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Das können Obdachlose oder Flüchtlinge sein. Ebenso Arme und Kranke benötigen unsere Solidarität.

Damit wird der Heilige durch sein beispielhaftes Leben zum Vorbild in wirren Zeiten. Nikolaus orientierte sich an der Not der Menschen, ohne einen Vorteil daraus zu ziehen.

Holger Herrmann, Seelsorger in den Muldentalkliniken und den Diakonie Kliniken Zschadraß