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Wort zum Tag – 02.05.2025


2. Mai 2025

„Mutig – stark – beherzt“

Aktuell ist wieder Kirchentagszeit, diesmal in Hannover, wo er zum ersten Mal 1949 stattfand. Engagierte Laien haben ihn damals ins Leben gerufen, weil die verfasste Kirche in der NS-Zeit versagt hatte. Diesmal trifft man sich schon zum 39igsten Mal als evangelische Zeitansage. „Mutig – stark – beherzt“ – diese drei Worte sind das Losungswort. Sie sind dem 1. Korintherbrief (16,13+14) entnommen. „Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark! Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen.“

Kirchentag ist immer politisch, deshalb geben sich dort auch viele Politiker die Klinke in die Hand. In diesem Jahr halten Angela Merkel, Bodo Ramelow und Winfried Kretschmann eine Bibelarbeit. Tausende hören zu, singen und beten. Zu DDR-Zeiten undenkbar. Da wurden Kirchentage vom Staat kritisch beobachtet. Beim letzten Kirchentag in der DDR in Leipzig 1989 wurde ich Zeuge, wie Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit friedliche Demonstranten in eine Straßenbahn zerrten und festnahmen. Das MfS gibt es nicht mehr, aber die Stimmen werden lauter, dass sich Kirche doch bitte nicht in politische Fragen einmischen soll. Dabei war die Stimme Jesu immer politisch, d.h. sie nahm Bezug auf gesellschaftliche Missstände. Ja, die Kirche soll politisch sein, aber nicht parteipolitisch. –

So will ich auch heute das Evangelium „mutig – stark – beherzt“ bekennen und mich dafür einsetzen,

dass unser Land friedensfähig wird und nicht kriegstüchtig. Denn das Friedensthema hat für mich die oberste Priorität. –

So heißt für mich die Kirchentagslosung „Mutig – stark – beherzt“: Mutig möchte ich in unübersichtlicher und gefühlt hoffnungsloser Situation nicht Augen und Ohren schließen oder wie angewurzelt stehen bleiben, sondern weitergehen, nicht aufgeben, trotzig und getrost, umsichtig und sensibel, fehlerfreundlich und barmherzig mit mir selbst. Stark sein – heißt sich gegenseitig stärken. Gemeinschaft pflegen. Ich möchte beherzt dafür eintreten, dass wir Fehler machen und Umwege gehen dürfen, dass wir in Bewegung bleiben. So werde ich auch beherzt nach Hannover fahren, um in guter Gemeinschaft kontroverse Diskussionen zu führen und gestärkt im Glauben nach Frohburg zurückzukehren.

Pfarrer Michael Tetzner im Kirchspiel Geithain – Frohburg – Lunzenau