Wort zum Tag – 21.11.2025
21. November 2025
Ewigkeitssonntag oder Totensonntag?
Für den letzten Sonntag im Kirchenjahr gibt es beide Bezeichnungen und zwei eigenständige Proprien – so nennen wir die Zusammenstellung von Themen, Texten und Liedern für einen Sonn- oder Festtag. In großen Gemeinden gab oder gibt es auch beides in je eigenen Gottesdiensten am gleichen Tag – den Blick über die eigene Zeit hinaus und das Gedenken an die Verstorbenen des Kirchenjahres. In unseren Gemeinden fügen wir die beiden Themen in einem Gottesdienst zusammen. So erzählt dieser Tag von Menschen, die zu uns gehören und davon, dass unser Leben eingebettet ist in den Zeithorizont Gottes – in die Ewigkeit. Beides findet und gehört zusammen.
Vom Tod zu sprechen, fällt uns nicht so ganz leicht, wie auch das Zuhören bei diesem Thema. Dabei kann es den Moment entlasten, wenn auch dieses ausgesprochen werden darf. Wie stell ich mir mein Grab vor, wie soll meine Trauerfeier sein – aber auch, was denken eigentlich mein/e Partner/in oder meine Kinder oder Enkel dazu? Und wenn dazu Absprachen stehen, wird manchmal der Raum frei für den gemeinsamen Blick zurück auf das Leben oder auf die Sorgen und Ängste rund um die letzten Momente. Die lassen sich auch nicht einfach so wegwischen – aber wenn jemand, der mir wichtig ist, das von mir weiß und mit mir aushält, dann verliert es etwas von seinem Schrecken.
Am Sonntag vor dem Advent klingt die ganz große Perspektive an: Gottes Ewigkeit. Aber sie muss übersetzt werden in unser Jetzt, in die Takte und Maße eines Menschenlebens. Ja, unsere Hoffnung ist, dass Gottes Friede all das Irdische weit übersteigen kann.
Ich find es wunderbar, dass wir dafür Formen in unseren Gemeinden pflegen – die Namen derer, die im zum Ende gehenden Kirchenjahr verstorben sind, werden verlesen, Kerzen werden entzündet, Familien sind eingeladen, dabei zu sein, mitzuwirken und nehmen am Ende die Kerze mit nach Hause. Die Formen der Gemeinschaft, die Bibelworte und Rituale ersetzen nicht die persönliche Trauerarbeit und wollen sie auch nicht bestimmen – aber sie können dabei helfen, sich nicht allein gelassen zu fühlen.
Hendrik Pröhl (Gnandstein), Pfarrer im Kirchspiel Geithain-Frohburg-Lunzenau