Einheit

„Wir sind eine Einheit, haben gleiche Werte und Vorstellungen, wir gehören einfach zusammen.“ sagt mir das Paar und strahlt sich an. Sie haben sich gefunden, ihre Liebe trägt. Diese wollen sie sich vor Gott versprechen, füreinander da sein, sich nicht im Stich lassen, bis zum Tod. Unbeschwert und zuversichtlich ist dieses Versprechen. Mit den Jahren belasten Alltag, Stress und sich ändernde Bedürfnisse diese Einheit. Plötzlich gibt es Ansichten, die nicht mehr zusammenpassen. Manchmal scheint dann mehr zu trennen, als zu einen. Aus dem zarten Anfang wird eine herausfordernde Lebensaufgabe. Das gilt für Paare genauso wie für ganze Staaten. Nach jahrelangem Zusammenleben tut es gut, sich an die gemeinsame Motivation der ersten Zeit zu erinnern. Verbindendes wiederzuentdecken, auf Bewältigtes zurückzublicken und sich neue Ziele zu setzen. Im Wörterbuch wird Einheit als eine „als Ganzes wirkende Geschlossenheit, eine innere Zusammengehörigkeit“, eine „Ganzheit“ beschrieben.

Trotz der Freude über die Einheit braucht jeder Einzelne Luft zum Atmen. Eine Beziehung lebt davon, dass jeder seinen einzigartigen Teil beiträgt. Es liegt ein Reiz im Unbekannten, dass mein Gegenüber vielleicht ganz anders ist als ich, mich wunderbar ergänzt oder heilsam herausfordert. Es braucht Mut, sich auf andere einzulassen, Vertrautes abzulegen und Unbekanntes zu wagen. Sicherlich wird es schmerzhafte Tage geben, an denen man die Sinnfrage stellt. Doch die lebenslange Arbeit lohnt sich. Und letztlich leben wir im Vertrauen auf Gott. Es liegt nicht an uns allein, Krisen zu überstehen. Er hat seinen Segen zu der Verbindung gegeben und lässt uns in dieser Lage nicht allein. Dann, nach langer gemeinsam durchlebter Wegstrecke, reicht sich ein alt gewordenes Ehepaar vertrauensvoll die Hände. Beide wissen um die Kostbarkeit des anderen. Neues ist gewachsen, aus dem beide Kraft schöpfen und miteinander in die Zukunft gehen. In der Woche der Deutschen Einheit grüßt Sie

Pfarrerin Elisabeth Fichtner aus Kühren