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Wort zum Tag – 06.04.2024


6. April 2024

Lieber Freund, komm zu Tisch……

So beginnt das Lied „Festmahl“ von Gerhard Schöne. Ein Tisch dient nicht nur als Ablage für Speis und Trank, sondern er steht für Gemeinschaft, Familie, Zusammenhalt und Freundschaft. Am Tisch gibt es Diskussionen, Streit und Versöhnung. Manchmal hilft ein gedeckter Tisch, damit Politiker Streitigkeiten wohlwollend aushandeln können.               

Leider erlebe ich in letzter Zeit, dass viele Menschen das Vertrauen in eine demokratische Gesellschaft verloren haben. Sie haben sich vom gemeinsamen Tischgespräch entfernt – das Tischtuch ist zerschnitten.                                         

In der Ostergeschichte des Lukasevangeliums spielt das gemeinsame Mahl eine Art Schlüsselrolle. Zwei Jünger gehen enttäuscht von Jerusalem in ihr Heimatdorf Emmaus zurück. Ihr Meister und Lehrer Jesus wurde vor wenigen Tagen gekreuzigt und begraben.   Und alles, was sie in den vergangenen Jahren mit ihm erlebt haben, ist zerbrochen. Wie das Grab – so leer ist ihr Leben geworden. Sie sind enttäuscht und verbittert und wollen nur noch zurück in ihr altes Leben. Das Gewohnte und Vertraute, das „früher war alles besser“ ist zum einzigen Halt geworden. Da gesellt sich plötzlich ein Unbekannter zu ihnen. Er hört sich ihre Geschichte an. Er versucht, sie zu verstehen und will ihnen Mut machen. Doch sie haben immer noch diesen „Tunnelblick“. Sie erkennen nicht, dass es Jesus ist, der mit ihnen unterwegs ist. Aber seine Gegenwart muss ihnen so wohlgetan haben, dass sie ihn einladen, am Abend mit ihnen zu essen. Und beim Teilen des Brotes gingen ihnen Augen, Herz und Verstand auf und sie erkannten ihn. Da, wo wir am Tisch Freude und Schmerz, Ängste und Vertrauen miteinander teilen, kann Verwandlung geschehen. Das macht mir Mut, denn unsere Gesellschaft ist nicht nur von gegensätzlichen Meinungen geprägt. Die Sehnsucht nach Zusammenhalt wird in den gegenwärtigen Tisch-Aktionen an vielen Orten unseres Landkreises deutlich. Kirchgemeinden und Diakonie laden ein zu „Tischlein deckt sich“ und Akteure und Träger der Jugendarbeit decken demnächst den „demokraTisch“ für Begegnungen und Gespräche im öffentlichen Raum. Ich habe immer noch das Lied von Gerhard Schöne im Ohr: „Lieber Freund, komm zu Tisch, hier ist Platz noch für dich. Was du geben kannst, leg in die Runde. Sei es Wein, sei es Schmalz, sei es Brot oder Salz, es ist gut zu gegebener Stunde.“                                   

Gerd Pettrich  – Jugendwart im Kirchenbezirk Leipziger Land