
Wort zum Tag – 11.04.2025
11. April 2025
„Hoffnung durch Klarheit“
Der Frühling hat Einzug gehalten. In froher Erwartung steuern wir auf Ostern zu. Den Kindern vor allem sei dies vergönnt. Doch die Erwachsenen machen sich Gedanken über den Zustand unserer Welt. Da ist durchaus nicht alles heil und in Ordnung: Ostern hin oder her. Kriege, Aufrüstung, Umweltkatastrophen, Völkermord, Gefahren für die Demokratien in unserer Welt, der wichtigsten Errungenschaft nach zwei Weltkriegen unter totalitären Systemen.
Doch für manche ist diese Zeit vor Ostern auch eine besondere Zeit der Besinnung und inneren Einkehr. Da haben Gedanken Platz, ob manches aus dem Alltag wegfallen kann, womit wir es normalerweise perfekt haben wollen: eine Zeit also wo Platz geschaffen wird für etwas mehr innere Freiheit. Eine Zeit auch des Selbstversuches. Wir nennen es Fastenzeit. Das hat nicht unbedingt nur mit Nahrung oder dem Verzicht darauf zu tun, vielmehr geht es darum: was steht bei mir ganz oben? Ist da etwas, wovon ich total abhängig bin, worauf ich nicht verzichten kann, was den wichtigsten Platz in meinem Leben einnimmt? Da wollen manche auf Konsum aller Art verzichten. Eigentlich entspricht das gar nicht dem Trent unserer Zeit: Im 19.und 20. Jahrhundert ging es um die Organisation der Produktion. Jetzt im 21.Jahrhundert geht es um die Organisation des Konsums als weltweit stärkste Antriebsfeder für globales Handeln. Zum Verbraucher werden langfristige Beziehungen aufgebaut über spezielle Plattformen von Dienstleistungen, auf denen die „Waren“ als Objekte unserer Wünsche angepriesen werden.
Sind wir davon abhängig? Lassen wir uns manipulieren? Menschen wollen das nicht zulassen. In dieser Fastenzeit wollen sie testen, ausprobieren, worauf sie verzichten können, ohne dass ihre Welt zusammenbricht. Damit sie nicht unmerklich in Abhängigkeiten geraten, die sich nie mehr auflösen oder hinterfragen lassen.
Dieser Sonntag wird der letzte vor Ostern sein. Danach könnte man innerlich bereit sein, wieder fröhlich zu feiern, unbeschwert und mit begründeter Hoffnung. Innerlich aufgeräumt gewissermaßen, oder auch befreit. Wer bei sich aufräumt, kann auch „aufgeräumt“ feiern. Vielleicht sogar unter Verzicht auf übermäßigen Konsum, nicht nur weil alles teurer geworden ist, sondern aus einer bewussten Entscheidung heraus. Daraus kann sogar Bereitschaft zum Teilen entstehen, dort wo es nötig ist.
Bettina Baumgärtel – Bezirkskatechetin i.R.
