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Wort zum Tag – 14.03.2025


14. März 2025

Was geht uns Barmherzigkeit an?

Gottes Barmherzigkeit hört nie auf, hören wir an dem 2. Sonntag der Passionszeit.
Und unsere Barmherzigkeit? Sind wir damit sparsamer?

Er ist weltberühmt. Nicht alle mögen ihn. Er hat Geld wie Heu. Der Fußballer Cristiano Ronaldo.  Einmal war er mit der portugiesischen Mannschaft unterwegs zu einem Länderspiel. Nach dem Abschlusstraining vor dem Spiel sitzt er mit der Mannschaft im Bus und fährt zurück zum Hotel. Er schaut aus dem Fenster, hat seine Kopfhörer auf den Ohren. Im Vorbeifahren sieht er einen Jungen am Straßenrand. Der ist etwas dicklich und offensichtlich krank. Er trägt ein Sauerstoffgerät. In der Hand hält der Junge ein Plakat.
Auf dem steht: „Cristiano, gib’ mir eine Umarmung.“ Der Bus fährt vorbei. Aber nicht lange. Dann bittet Ronaldo den Fahrer, anzuhalten. Der Junge wird in den Bus gebracht. Das kann er nicht alleine. Er ist unheilbar krank. Christiano Ronaldo hilft und hebt den Jungen zu sich. Dann umarmt er den Jungen mit Namen Eduardo. Bilder werden gemacht. Sie sind dann in allen Zeitungen Italiens zu sehen, später auch in anderen Ländern. Der Junge strahlt über das ganze Gesicht. Für den Fußballer ist es ein winziger Moment, für den Jungen ein riesiges Glück. Vielleicht das Glück seines Lebens.

Wenn man so etwas liest, dann spürt man, das da noch etwas in der Welt ist, was nicht von dieser Welt ist. Dem Leben ist es ja egal, wie alles läuft. Ob krank oder gesund, ob arm oder reich – dem Leben ist alles gleichgültig. Ob gerecht oder nicht, das kümmert das Leben nicht. Aber uns Menschen kümmert es. Wir denken nach, wir finden manches gerecht und anderes ungerecht. Dann genügt es oft nicht mehr, einfach nur vor sich hinzuleben.
Man will gestalten. Vielleicht in Liebe gestalten. In Fürsorge für die, die weniger beschenkt sind mit einem guten Leben. Dann hält man sozusagen den Bus an. Als hielte man mal kurz sein Leben an. Dann steigt man aus, hilft dem Jungen in den Bus und umarmt ihn.
Ein winziger Moment für den Einen, ein Riesenglück für den Anderen. Es blitzt etwas auf in der Welt, ein ganz besonderes Licht. Man kann es Reich Gottes nennen. Das Reich von Gottes Licht – dem Licht der Fürsorge, des Mitfühlens mit anderen, der Barmherzigkeit. Barmherzigkeit erlebe ich, wo ein Mensch eingreift. Und anderen zum Glück wird. Zum Glück des Lebens. Und wenn es eine Umarmung ist – im rechten Moment. Darum geht uns Barmherzigkeit an.

Torsten Merkel, Pfarrer im Kirchspiel Muldental