
Wort zum Tag – 17.10.2025
17. Oktober 2025
Apfelfreuden
Leuchtend rot liegen sie im Korb, die Früchte dieses Herbstes. Wir haben sie im Garten aufgelesen und am Abend duftet es schließlich im ganzen Haus nach Apfelkuchen. Das noch warme Apfelmus muss abkühlen. Seine milde Säure passt morgen Mittag wunderbar zu den süßen Quarkkeulchen. In diesem Jahr sind wir überreich mit vielen Gartenfrüchten beschenkt worden und der Apfel ist ihr starker Botschafter. Er steht für die Fülle und die Lebenslust. Kein Wunder also, dass man auf vielen alten Gemälden Adam und Eva im Moment des Sündenfalls gerade mit einem Apfel dargestellt hat, obwohl die Bibel lediglich von einer „Frucht“ spricht. Der Apfel ist uns in unseren Breiten einfach zu vertraut und lockte schon immer zum Reinbeißen. Darauf spielt auch das Grimm´sche Märchen von Schneewittchen an, die nicht widerstehen kann und der der Apfel im Halse stecken bleibt. Erst durch Trauer und Liebe hindurch wird die Schöne vom Tod erlöst.
Die Grenzen zwischen dankbarer Freude und unbeherrschter Lust sind offenbar fließend. In den vergangenen Wochen feierten wir in unseren Kirchen Erntedankfest und stellten uns vielfach die Frage nach der Balance im Leben: Wieviel Konsum ist noch gut? Und wo schaden wir der Umwelt und damit uns auch selbst? Die Menschheit hat offensichtlich an vielen Stellen Maß und Mitte verloren und damit auch das Wohl aller verspielt. Das Paradies hat sie verloren. Und doch bleibt Gott Bezugspunkt und Auftraggeber für die Menschen, sorgsam mit seinen Gaben zu sein. Schärfen wir den Blick dafür! Wenn wir heute die bunte Laubfärbung in den Parks und Gärten sehen und letzte Äpfel, Tomaten oder Sonnenblumen ernten, erleben wir, dass Gott noch immer für uns da ist, unsere Sinne anregt und uns vertrauen lässt, dass er uns auch morgen begleiten und versorgen wird. Darum trotzen viele Christen wider alle gegenwärtigen Ängste mit dem Sinnspruch: „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
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Dorothea Schanz, Pfarrerin in Großbothen
