
Wort zum Tag – 22.08.2025
22. August 2025
Jesus war Jude
Wussten Sie das? Überrascht Sie das? Jesus gehört doch zum Christentum!?
Jesus war Jude. Das ist eine der elementarsten Beschreibungen über das Leben von Jesus. Er wurde als Jude geboren, lebte als Jude, starb als Jude. Alle Jüngerinnen und Jünger von Jesus waren Juden. Die ersten Gemeinden lebten als Teil der jüdischen Gemeinschaft, nur dass sie – anders als die anderen – daran glaubten, dass Jesus nicht nur ein jüdischer Lehrer, ein Rabbi, sondern der von Gott versprochene Retter, der Messias ist, der von den Toten auferstanden war. Erst später trennten sich Judentum und die entstehende christliche Kirche.
Es bleibt unbedingt notwendig, auf diese Verbindung von Christen und Juden hinzuweisen. Die Kirche selber hat über viele Jahrhunderte diese Verbindung geleugnet. Ja, sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich in Europa Hass und Feindschaft gegen Juden ausbreiteten. Dies bleibt eine schwere Schuld der Christen. Aus dieser Schuld erwächst die Verantwortung, heute und in Zukunft allen Formen von Diskriminierung und Hetze gegenüber dem jüdischen Volk entgegenzutreten, sei es als Gewalt mit Worten, sei es als konkrete Gewalt gegen Sachen oder Menschen. Es ist furchtbar und unerträglich, dass diese Gewalt aktuell in Deutschland und anderen Ländern grassiert.
„Wer Christ ist, kann kein Antisemit sein“, so hat es Papst Franziskus immer wieder gesagt, und diesem Satz ist ohne Einschränkung zuzustimmen. Dies bedeutet nicht, dass die Politik des Staates Israel nicht kritisiert werden könnte, wenn es dafür Anlass gibt. Die Lage der Menschen in Gaza ist furchtbar. Alle Verantwortlichen müssen sich dafür einsetzen, dass die Waffen schweigen und Hilfe möglich wird. Es darf aber nicht so bleiben, dass Juden in Israel Angst um ihr Leben haben müssen, und dass Juden in Deutschland ihre jüdischen Identität aus Angst vor Angriffen verstecken.
Am kommenden Sonntag steht die Verbindung von Juden und Christen im Mittelpunkt der Gottesdienste. Wir werden uns besinnen, woher wir kommen und was uns trägt. Und wir werden beten, für Frieden und Versöhnung, und für den Schutz jüdischen Lebens in Israel und auf der ganzen Welt.
Jochen Kinder, Superintendent im Kirchenbezirk Leipziger Land
