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Wort zum Tag – 25.04.2025


25. April 2025

Er lebt!

Die Sonne scheint, es riecht nach Frühling, überall summt und blüht es. Neues Leben wächst. Die Natur erblüht gewaltig und unfassbar, jedes Jahr aufs Neue. „Er lebt noch“, denke ich, als ich auf unseren Birnbaum blicke. Er ist dünngewachsen und nicht mehr der Jüngste. Fast die komplette Krone wird von dichten Efeuranken verdeckt. Sie schlängeln sich fest um den Stamm und nehmen ihm das Licht. „Er wird sterben, da kann man nichts mehr machen“, wurde mir schon vor Jahren prophezeit. Fast trotzig wachsen nun überall junge Triebe und ich sehe volle Knospen, die sich einen Weg aus der Dunkelheit bahnen. Er lebt, entgegen aller Logik. Ein Wunder.

Es ist Osterzeit. Wir feiern das Leben, wir feiern, dass Jesus Christus auferstanden ist. Das Grab ist leer. Unsere menschliche Logik wird durchbrochen. Das Laute, die Gewalt, das Böse hat nicht gewonnen und so ist das Grab Ausgangspunkt für einen Neuanfang geworden. Der Ort des Todes verwandelt sich in einen Ort des Lebens. Dadurch ändert sich die Blickrichtung. Im Fokus steht nun die Hoffnung. Seit Ostern ist klar: Wir sind nicht allein, wir haben eine Zukunft. Jetzt und über den Tod hinaus. Dieses Versprechen können wir nie ganz verstehen, aber wir dürfen vertrauen. Es ist ein Wunder. Unfassbar und wunderbar. Lassen wir uns darauf ein, dann verändert es unser Leben. Den Blick auf das Gute und Lebensbejahende zu lenken klingt gut – und ist so schwer, besonders in diesen Zeiten.

Versuchen wir es. Gerade jetzt. Gehen wir doch in einem Gespräch davon aus, dass mein Gegenüber es gut mit mir meint, ohne ihm etwas Schlechtes zu unterstellen. Teilen wir mit anderen, wie es uns wirklich geht, ohne in ständiger Sorge zu leben, verletzt zu werden. Beginnen wir jeden Tag mit der Zuversicht, dass wir etwas zum Besseren bewegen können. Lassen sie uns im Vertrauen leben, dass es gut ausgehen wird. Wunder sind möglich. Damals und heute.

In diesem Jahr werde ich den Birnbaum vom Efeu befreien. Er wird es schaffen. Da bin ich mir sicher.

Pfarrerin Elisabeth Fichtner aus Kühren