Das Gröbste haben wir überstanden!

Ja, das Gröbste ist überstanden. Ab jetzt erwarten uns bis zum Oktober keine größeren Feiertage mehr, wie zum Beispiel Ostern oder Pfingsten, die viele von uns zum Pause machen regelrecht zwingen. In diesen Zwangspausen quält uns oft nur die eine Sorge: Was machen wir denn nur mit der zusätzlichen freien Zeit? Die Einzigen, die diese Sorge nicht teilen, sind all diejenigen, die trotzdem an den Feiertagen arbeiten müssen. Und… eigentlich auch wir Christen, denn wir könnten diese zusätzlich gewonnen Zeit unserem Gott widmen. Wir könnten aber auch diese Zeit nutzen, um uns einmal bewusst zu machen, dass wir alle, egal, ob wir jetzt glaubende Menschen sind oder nicht, in erster Linie Beschenkte sind. Auch wenn uns täglich, wie eine Art Gehirnwäsche, überall erklärt wird: „Du schaffst das, wenn du das nur willst!“  Das ist sicherlich nicht ganz falsch, denn ohne unseren Willen funktioniert das Leben leider nicht. Aber es ist ein fataler Irrtum unserer Zeit zu denken, dass wir alles erreichen könnten, wenn wir das nur wollen. Diese Philosophie kann schon allein deswegen nicht ganz stimmen, da wir nicht alle die gleichen Voraussetzungen und Begabungen haben. Außerdem stehen uns ja immer auch unsere Mitmenschen dabei im Weg, weil sie vielleicht etwas Anderes erreichen wollen, was unserem Ziel entgegenstehen könnte. Denn wir sind nun mal nicht Robinson Crusoe. Übrigens auch diese berühmte Romanfigur musste die Erfahrung machen: sobald ein zweiter Mensch auftaucht, geht es nicht mehr nur um mich, ich muss Rücksicht nehmen und notfalls zurückstecken. Und das scheint uns, liebe Leserinnen und Leser, irgendwie abhandengekommen zu sein. Jeder möchte gern in der ersten Reihe sitzen und das möglichst aus eigener Kraft. Was für ein immenser Erfolgsdruck, der damit auf vielen von uns lastet. Ein Ventil, diesen Druck zu verringern wäre, sich als ein beschenkter und damit dankbarer Mensch zu verstehen. Versuchen Sie es doch mal, wenn Ihnen das gelingt, sind Sie auf dem besten Weg, ein glaubender Mensch zu werden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Zeit, Ihr Pfarrer Markus Scholz, Röm.-Kath. Kirche, St. Josef, Borna.