
Wort zum Tag – 26.09.2025
26. September 2025
Hat das Volk immer recht?
In einer Demokratie geht alle Staatsgewalt vom Volke aus, wie es in unserem Grundgesetz § 20 (2) benannt wird. Die Umsetzung wird durch Wahlen und durch die an das Grundgesetz gebundenen Verfassungsorgane realisiert. Daraus erwachsen dann politische Entscheidungen. Mehrheiten bestimmen dann, was für alle gilt.
Aber hat die Mehrheit auch immer recht? Ob aus den Entscheidungen der Mehrheit wirklich Segensreiches für alle erwächst, steht am Ende auf einem anderen Blatt Papier. Im Jahre 1933 gab es eine demokratische Wahl, die am Ende in den Krieg führte.
Die Propheten des Alten Testaments haben sich von Mehrheiten überhaupt nicht beeindrucken lassen, wenn die Armen mit Füßen getreten wurden und Reiche ihre Macht missbrauchten. Da gab es eine scharfe Kritik auf Grundlage der Gebote Gottes oder der unantastbaren Würde des Menschen als Geschöpf und Ebenbild Gottes.
Auch heute gibt es politische Gruppierungen, die vor allem ihre eigene Macht ausbauen wollen und dafür das Volk missbrauchen.
Es kann nicht im Sinne des ganzen Volkes sein, nationalen Egoismus zu praktizieren. Schließlich erleben Menschen gute Zeiten, wenn sie mit ihren Nachbarn in einem freundschaftlichen Miteinander unterwegs sind. Wer will schon vom einfachen Volk unter lauter Egoisten leben?
Manche versuchen dem Volk weiszumachen, dass Reiche Vorteile benötigen, um gut wirtschaften zu können. Dann bekommen die einfachen Menschen Arbeit und alles wird gut. Ganz so einfach ist es nicht, da Reiche auch weltweit investieren und vor Ort nichts ankommen muss.
Andere setzen sich dafür ein, armen Menschen genügend Geld zu geben, damit sie glücklich werden. Das kann passieren, aber wer mit Geld nicht umgehen kann, für den ist das auch keine Lösung.
Natürlich kommt unser Leben nicht ohne die finanzielle Seite aus. Jedoch wird niemand und auch ein Volk nicht allein vom Geld glücklich, wenn dies nicht in einem friedlichen Miteinander geteilt wird und das Leben von einer guten Glaubenshoffnung erfüllt ist.
Diese menschlichen Werte stehen in der Bibel im Mittelpunkt und setzen den qualitativen Wertmaßstab für das Rechthaben:
„Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben.“ (Sprüche 14, 34)
Dr. Reinhard Junghans Pfarrer in Borna
