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Wort zum Tag – 27.07.2024


27. Juli 2024

Mit ganzem Einsatz

Jesus erzählt, dass das neue Leben mit Gott so sei, wie wenn ein Mensch einen Schatz findet. Er will diesen Schatz unbedingt besitzen und verkauft alles, was er hat, und kauft das Grundstück, auf dem der Schatz ist. Er muss alles einsetzen, um Besitzer des Schatzes zu werden.

Ein ganzer Einsatz macht eine Sache erst interessant, wichtig und wertvoll. Halbe Sachen oder ein Bisschen hier und da bringen nichts. Bald beginnen die Olympischen Spiele und die Athleten kämpfen um den Sieg, als ob alles davon abhinge. Seit Jahren haben sie sich vorbeireitet, um jetzt auf den Punkt hin fit zu sein. Es wird keinen geben, der am Tag vor dem Wettkampf einen Geburtstag feiert – nicht mal den eigenen. Nur mit ganzem Herzen und ganzem Einsatz wird etwas. Ich habe den Eindruck, dass wir heutigen Menschen uns vor dem ganzen Einsatz scheuen. War es für uns Deutsche früher klar, dass die Arbeit mit ganzem Herzen zu machen sei – wir nannten die Arbeit Beruf und sahen hier unsere Berufung – ist heute beim Einstellungsgespräch neben der Entlohnung, Urlaub und mögliches homeoffice Thema. War es einmal selbstverständlich, dass Ehepartner für die Ehe und Eltern für die Familie ganz aufgehen sollten, ihre ganze Liebe dem anderen schenken, fragen wir heute nach Zeit für uns, nach einer Auszeit von der Familie. Wer dann die Posts liest „endlich mal ohne Kinder“, „endlich mal frei, endlich mal offline“ (als Post schon eigenartig), der hat den Eindruck, die Menschen seien gerade der Sklaverei entkommen. Nach meiner Wahrnehmung kommen bei manch praktizierter Work-Life -Balance weder Arbeit noch Leben zu ihrem Recht und ihrer Qualität. Jesus rät, die Sachen ganz zu machen. Aber wie geht das, mit ganzem Herzen arbeiten, mit ganzem Herzen Familie und auch den Glauben zu leben?

Ich denke, es ist wichtig, Bereiche festzulegen. Wenn ich arbeite, kann ich nicht laufend mit zu Hause telefonieren, Urlaub buchen, Freizeitabsprachen treffen, Tweeds kommentieren. Stattdessen soll ich ganz bei den Aufgaben sein, die ich verantworten darf. Wenn ich dann bei der Familie, beim Ehepartner, Kindern oder Freunden bin, darf ich ganz dort sein, richtig zuhören, anpacken und tun, was dran ist. Ebenso ist es mit dem Geschenk des Glaubens. Es will mit ganzem Herzen ergriffen und gelebt werden. Zum Beispiel am Sonntag. Sechs Tage sollst du arbeiten, aber der 7. Tag ist anders. Wir laden sie ein, in unseren Gottesdiensten darüber nachzudenken. Mit ganzem Herzen gut bei der Arbeit, gute Eltern und Ehepartner und Christen zu sein, schließt sich nicht aus. Halbe Sachen hingegen sind immer ganzer Unsinn.

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Markus Helbig – Pfarrer im Kirchspiel Geithainer Land